Freitag, 18. Januar 2013

Fake Geek Girls


Sie schleichen sich auf deine Dragoncon. Sie kleiden sich sexy oder tragen T-Shirts mit Geek-Motiven. Sie tun das alles nur, um Aufmerksamkeit zu erhaschen. Sie wissen zu wenig über Firefly. Oder Misstrauen erregend viel. Böse, weibliche Fake Geek Girls.

Kaffeeklatsch mit R2D2. Nur eines von vielen Verbrechen des Fake Geek Girls.


Fake Geek Girls: Ein Mem, ein Mythos, ein Fall von Othering.

Man könnte diesen Aberglauben natürlich einfach mit einem Lachen abtun, das signalisiert "Was willst du unsicherer Geek Boy eigentlich von mir?". Für viele Mädchen und Frauen aus der Szene ist das aber nicht so einfach. Und es würde auch nichts ändern.
Dabei haben es Frauen/Mädchen ohnehin oft schwerer, den Einstieg zu finden: Da weniger weibliche Geeks existieren, haben Mädchen und Frauen auch weniger Vorbilder, die ihnen den Weg zeigen können. Aber diese Einstiegshürde wird oft überwunden, immerhin ist das schöne am Geek Sein, dass es intrinsisch belohnend ist: Man beschäftigt sich mit Leidenschaft XYZ der Leidenschaft XYZ willen.
Die nächste Hürde ist, dass weibliche Geeks nicht so leicht eine eigene Peergroup finden, in der man sich gegenseitig bestärkt.

Und diese zweite Hürde, das ist nicht nur der Mangel an Geeks weiblichen Geschlechts in der Szene. Diese zweite Hürde, das ist auch der unsichere männliche Geek. Der Geek, der einen neuen männlichen Geek mit offenen Armen empfängt, aber einen neuen weiblichen Geek (und auch alteingesessene) erst auf Herz und Nieren prüft. Der einen weiblichen Geek auf einer Convention für die Begleitung eines "echten" Geeks hält. Kurz: Der sich eine Deutungshoheit darüber zuspricht, was "echtes" Geektum ausmacht.


Lieber unsicherer männlicher Geek,

Du tust der Szene keinen Gefallen. Nicht nur, dass du andere Geeks ausgrenzt und in ihren Gefühlen verletzt, du verletzt auch einen der wichtigsten Werte des Geektums. Geeks, das sind Menschen, die von einem Feuer für eine Sache (SciFi, Fantasy, Comics, Videogames,...) entflammt sind. Du wiederum versuchst diesen schönen intrinsischen Wert zu entwerten. Dadurch nämlich, dass du die Definition des Geeks mit Vorurteilen überlädst und dadurch, dass du den Blick auf die Sache an sich durch willkürliche Eigenschaften (vermutlich: männlich, weiß, heterosexuell, eher nicht der Alleinunterhalter-Typ) verstellst.
Unter diesen Mädchen und Frauen, die du kränkst, bin z.B. ich. Als meine Geek-Geschichte begann, hatte ich keine Jungs in meinem Freundeskreis, die ich beeindrucken konnte. Ich war in einer weiblichen Peergroup. Und während alles um mich herum Boy Groups umschwärmte, schwärmte ich für Star Wars und hörte lieber Soundtracks als Pop-Schnulzen. Ich war allein.
Und ich lasse mir diesen Wert, den SciFi und Videogames für mich seit jeher haben, nicht von jemandem schmälern, der aus Unsicherheit Othering betreibt.
Vielleicht, ja nur vielleicht ist jemand, der seine Leidenschaft gegen alle Vorurteile pflegt und der sein Geek-Sein nicht als Werkzeug zur Ausgrenzung missbraucht, sogar ein aufrichtigerer Geek.

All den coolen Geeks, die glücklicherweise den Großteil meiner Erfahrungen prägen, danke ich hingegen an dieser Stelle. Einfach eurer selbst willen wegen. Ich bin vernarrt in euch!

Liebe Grüße
Zernunft

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